Willkommen bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V.
Ankündigungen und Neuigkeiten für das Jahr 2022
Neuerscheinung: Tagungsband „Gipfelglück. Natur und Sport im Museum“
Eine Kooperation des Deutschen Alpenvereins und der DAGS
Das Erleben von Natur und das Bewegen in der Natur sind für viele Menschen zentral. Beides hat eine über zweihundertjährige Geschichte mit verschiedensten Motivationen. Das Buch zum Symposium „Gipfelglück“ im Alpinen Museum in München zeigt zentrale gemeinsame Faktoren sowie Unterschiede zwischen Gesellschaftsgruppen und verschiedenen Sport- und Zugangsformen auf. Ein Schwerpunkt liegt zudem auf Fragen der musealen Darstellung.
Handreichung zum Aufbau von Vereins- und Verbandsarchiven vorgestellt
Ein Projekt des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V.
Ein Archiv zu führen ist in erster Linie eine pragmatische Entscheidung. Immer wieder stehen Vereine und Verbände anlässlich von Jubiläen oder Feiern vor der Herausforderung, einen Rückblick auf die eigene Vergangenheit zu werfen. Hierzu bedarf es Unterlagen, über die sich die historische Entwicklung rekonstruieren lässt.
Bei Grunderwerb oder Baumaßnahmen muss oft auch noch nach Jahrzehnten auf Schriftstücke oder Pläne zurückgegriffen werden. Dies gilt auch für Verträge oder Vereinbarungen mit Behörden und Verbänden. Mitgliederverzeichnisse belegen die Vereinsentwicklung und helfen bei anstehenden Ehrungen. Ein gut geführtes Vereinsarchiv bietet in solchen Fällen Vorteile, liefert es doch den Grundstock für die gesamte Vereinsverwaltung.
Wie ehrenamtlich Tätige im Sport ein Archiv aufbauen können, ist mit der nun vorliegenden Handreichung erklärt, die entweder auf der Homepage des Instituts für Sportgeschichte Baden-Württemberg digital oder auf der Geschäftsstelle kostenlos abgerufen werden kann.
Wer sich ausführlicher mit der Archivierung, auch im digitalen Bereich, befassen möchte, wird der Leitfaden „Sammeln, Archivieren, Auswerten“ empfohlen (104 S. mit 42 Abb., fester Einband; beim Institut für Sportgeschichte erhältlich).
Online-Fortbildung "Sport im Archiv?"
Eine Kooperation des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) und der DAGS
Die Online-Fortbildung 6_2022 des VdA ist dem Thema "Sport im Archiv? Zur Überlieferung von sportbezogenem Archiv- und Sammlungsgut"
gewidmet.
Dozent: Markus Friedrich, stellv. Vorsitzender der DAGS (Sportarchiv im Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
Termin: Mittwoch, 16. November 2022 (13:00 bis 15:00 Uhr)
ISHPES-Konferenz 2022 „Sport and History: Continuity and Change“
Tagung der Internationalen Vereinigung Für die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports (ISHPES) in Oslo
Die deutsche Delegation auf der ISHPES-Konferenz in Oslo, vlnr: Michael Krüger (Münster), Marcel Reinold (Münster/ Alta) und Annette R. Hofmann (Ludwigsburg). Foto: unbekannt.
Die Sportgeschichtsforschung hat sich in den letzten Jahren zu einem dynamischen Forschungsfeld entwickelt, das von Offenheit, Interdisziplinarität und seiner Vielfalt an gesellschaftlich relevanten Themen lebt. Diese Offenheit und Dynamik war trotz pandemiebedingten Erschwernissen auf der diesjährigen ISHPES-Konferenz 2022 mit dem Titel „Sport and History: Continuity and Change“ an der Norwegian School of Sport Sciences (NIH) in Oslo spürbar.
Insgesamt wurden beim Kongress einschließlich der Key Notes knapp 60 Vorträge in zwei bis drei Parallel-Sessions gehalten, wobei es sich bei knapp einem Drittel davon um Online-Vorträge handelte, bei denen die Vortragenden nicht vor Ort waren. Dies hatte einerseits den Vorteil, dass es Forschenden aus anderen Kontinenten ohne lange Reisen möglich war, am Kongress teilzunehmen, hatte andererseits vor Ort zur Folge, dass die Anzahl der Zuhörenden doch merklich reduziert war, was sich auf den sozialen Austausch und das Networking weniger positiv auswirkte. In einem Fall gab es sogar eine Session, die aus drei Online-Vorträgen bestand. Dennoch ist aufgrund der pandemiebedingten Veränderungen davon auszugehen, dass auch zukünftige Konferenzen in hybrider Form stattfinden werden.
Doch nun zurück zur eingangs erwähnten Offenheit und Dynamik. Schon die erste von fünf Keynotes widmete sich der Sportgeschichte als integrativem Feld in den Geisteswissenschaften. Der schwedische Wissenschafts- und Umwelthistoriker Sverker Sörklin betonte besonders die Bedeutung der Sportgeschichte im Kontext einer Globalgeschichte. Im Sinne einer integrativen Geisteswissenschaft sollte auch die Sportgeschichtsforschung neben der fachbezogenen Grundlagenforschung und Spezialisierung vor allem die Symbiose zu anderen Fächern und Disziplinen suchen und eingehen. Dieser Weg sollte sich verstärkt auch in interdisziplinär angelegten Forschungsprojekten niederschlagen.
Das Thema Sport, Bewegung und Corona war dann gleich Thema der ersten Parallelsession, die nun exemplarisch etwas genauer vorgestellt werden soll. Keiko Ikeda von der Hokkaido Universität in Japan untersuchte die Auswirkungen der Pandemie und des Home-Office auf die Sportpraxen und brachte diese in ihrem Online-Vortrag in Verbindung mit historischen Transformationsprozessen.
Unter dem klingenden Titel „Youth in the Republic of Play“ präsentierte Rob Ruck (Pittsburgh) sein aktuelles Forschungsvorhaben über mögliche, alternative Sportkonzepte in Europa, der Karibik, den Vereinigten Staaten und Ozeanien abseits des kommerziellen Mainstreams. Ruck plädierte in seinem Paper für Reformbewegungen im Jugendsport, die natürliche Körperkonzepte gegenüber der ständigen Schmiede von neuen Sporttalenten bevorzugen.
Der dritte Vortrag in der ersten Parallelsession widmete sich einem sporthistorischen Thema und behandelte die Geschichte des Marathons in Norwegen. Gudmund Skejldal von der Norwegian School of Sport Sciences ging der Frage nach, welchen Beitrag die Marathonbewegung in Norwegen zur Sportifizierung der Gesellschaft beigetragen hat und inwieweit diese als tot oder lebendig eingestuft werden kann.
In der parallel zur ersten Session stattfindenden Session zwei ging es in zwei Vorträgen um „Recognition in or by sport“ und die letzten beiden Sessions des ersten (halbtägigen) Kongresstages behandelten einerseits Beispiele nationaler, sportlicher Identitäten in Österreich und Schweden und andererseits das bedeutsame Thema Frauen und Sport.
Der Historiker Andreas Brugger von den Montafoner Museen präsentierte in seinem Vortrag das Leben und Wirken des österreichischen Alpinisten und Wissenschaftlers Arnold Durig und brachte die sporthistorische Biografie und akademische Laufbahn des Bergsteigers Durig mit seinen Leistungen für die Höhenphysiologie und Sportmedizin in Verbindung.
Die Parallel-Session „Women in sport“ war thematisch äußerst vielseitig und reichte von den Rollen von Frauen bei den olympischen Flaggenparaden, über norwegische Leichtathletinnen im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts bis hin zum Boykott der Olympischen Spiele 1936 im Dritten Reich durch jüdische Sportlerinnen. Nils Widmer von der Universität Luzern referierte unter anderem über sein Dissertationsthema zur Geschichte und Rolle von Frauen im Schweizer Skisport. Anschließend endete der erste Konferenztag mit einem kleinen Empfang in der Bibliothek der Norwegian School of Sport Sciences.
Dem US-Amerikaner Alec S. Hurley, der mit dem ISHPES Early Scholar Award ausgezeichnet wurde, wurde die Ehre zuteil, den zweiten Kongresstag mit einer interessanten Keynote zu katholischen Männerturnvereinen in Rochester, NY, in der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu eröffnen. Im Anschluss daran fanden gleich drei Sessions parallel statt und aufgrund der interessanten Themen dürfte vielen Teilnehmer*innen, die Wahl der zu besuchenden Session schwergefallen sein. Es ging nämlich einerseits um die Themenbereiche Sport und Tourismus sowie Sport und Medien und andererseits um Sportorganisationen und ihren Umgang mit Behinderungen.
In der Session „Sport and Media“ arbeiteten sich Felix Kühnle (TU Darmstadt) und Marcel Reinold (Arctic University of Norway) am Heldenstatus und Mythos des umstrittenen Jahrhundertfußballers Diego Maradonna ab. Die Forschungsfrage der beiden Sportwissenschaftler richtete sich nach der ungebrochenen Popularität Maradonnas und wie der Fußballstar trotz der Skandale um seine Person ein Mythos bleiben konnte.
Nach der Mittagspause ging es mit den Sessions „Technology and Performances“ sowie „Gymnastic and exercise“ weiter, die interessante Erkenntnisse ans Tageslicht brachten, was den Wissenstransfer in Sporttheorie und -praxis betreffen. So referierte der Sportwissenschaftler und Sporthistoriker Michael Krüger von der Universität Münster über den Turner und Sporttheoretiker Heinrich Medau und seinen Einfluss auf die Deutsche Gymnastik im Kontext der „Roaring Twenties“ und der aufkommenden Gymnastikbewegung sowie Medaus Rolle im Nationalsozialismus. Krüger verwies in seinem Vortrag besonders auf das Erbe Medaus in der Mädchen- und Frauengymnastik der Gegenwart und erwähnte in diesem Zusammenhang die Medau-Gymnastik-Schule in Coburg, die nach wie vor existiert.
In eine ähnliche Richtung ging der Vortrag der Historikerin Patricia Vertinsky (University of British Columbia). Sie beschäftigte sich mit der Biografie der aus Wien stammenden und während der NS-Zeit nach Kanada geflüchteten jüdischen Sportlerin Hanne Wassermann. Vertinsky sprach über Wassermanns Gymnastik-Methode und ihren Beitrag zur modernen Körperkultur sowie Physiotherapie.
Nach der Kaffeepause fand die bei ISHPES-Kongressen traditionelle Early Career Scholar Session statt, in der erfahrene Forscher*innen dem wissenschaftlichen Nachwuchs praktische Tipps gaben und Letztere Ersteren auch Fragen stellen konnten. Beide Verfasser dieses Kongressberichts haben daran in früheren Jahren teilgenommen und können somit aus erster Hand bestätigen, dass diese Session nicht nur bereichernd ist, sondern den Verantwortlichen von ISHPES der wissenschaftliche Nachwuchs in der Tat am Herzen liegt.
Parallel dazu fand neben einer normalen Session auch eine Diskussionsrunde statt, in der Malcolm MacLean, Helge Christian Pedersen, Ornella Nzindukiyimana und Isak Lidström unter reger Teilnahme der interessierten Zuhörer*innen zum Thema „Sport, coloniality and a decolonial other“ diskutierten. Zum Tagesabschluss fand dann noch ein offizieller Empfang der Stadt im Rathaus von Oslo statt, in dem jedes Jahr der Friedensnobelpreis verliehen wird. Der Empfang endete mit einer inspirierenden Führung durch das monumentale Wahrzeichen der norwegischen Hauptstadt.
Der dritte Konferenztag begann mit der Keynote von Annette R. Hofmann, der langjährigen ISHPES-Präsidentin, die mit dem ISHPES-Award ausgezeichnet wurde. Sie widmete sich der bisher wenig beachteten und unaufgearbeiteten Geschichte der Deutschen Turnbewegung in der ehemaligen deutschen Kolonie Namibia. Hofmann lieferte mit ihrem Referat nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur transkontinentalen Sportgeschichte zwischen Europa und Afrika, sondern auch zur Überwindung der Kolonialgeschichte in sporthistorischen Bezügen.
Die anschließenden drei Parallel-Sessions vor der Mittagspause waren ein eindrücklicher Beweis für die thematische Vielfalt, die sämtliche ISHPES-Kongresse auszeichnet. Die Themenschwerpunkte handelten von Visualisierungen von Sport, von Fußball und Identität sowie von Rudern und Kajaken. Nach der Mittagspause gab es weitere vier Sessions, die wiederum paarweise stattfanden. Die Themen reichten von internationalen Beziehungen und Diplomatie, über Rugby und Skisport, bis hin zu einer Session mit dem klingenden Titel „Combat: from training to fighting“.
In der skihistorischen Session war mit der Absage von Christof Thöny (Bludenz) leider ein Ausfall zu beklagen. Thöny hätte über den Einfluss des jüdischen Skisports in Österreich bis 1938 referiert. Das Thema des jüdischen Skisports wurde aber zum Glück von Andreas Praher (Universität Salzburg) aufgegriffen. Der Zeit- und Sporthistoriker widmete seinen Vortrag der aus Wien stammenden, jüdischen Skisportlerin Paula Kann-Valar, die 1939 in die USA flüchtete. Praher brachte die Biografie in Verbindung mit dem jüdischen Skilauf vor 1938, dem Antisemitismus und NS-Terror und betrachtete diese im Kontext des jüdischen Exodus, der transatlantischen Sportmigration und der Erinnerungskultur nach 1945. Der slowenische Historiker Tomaž Pavlin (University of Ljubljana) lieferte im Anschluss daran mit seiner Mikrostudie über die Historie der Skisprunganlage in Planica einen wertvollen Beitrag zur regionalen und nationalen Sport- und Skisprunggeschichte im ehemaligen Jugoslawien und heutigen Slowenien. Abseits der sportlichen Bedeutung hob Pavlin vor allem die Bedeutung Planicas als Ort und Landmark der nationalstaatlichen Identitätsbildung hervor.
Beendet wurde dieser Konferenztag mit der jährlichen ISHPES-Generalversammlung, die von Präsident Pierre-Olaf Schut geleitet wurde.
Am letzten Konferenztag dauerten die Vorträge nur mehr bis Mittag. Den Anfang machte die Keynote von Helge Christian Pederson, der mit dem Routledge Award ausgezeichnet wurde und sich mit dem Sport der Samen befasste. Anschließend fanden noch die letzten drei Parallel-Sessions zu Sportinfrastrukturen, Integration sowie zu „open papers“ statt, die die Konferenz thematisch auf stimmige Weise abrundeten. Danach ging es auf den Holmenkollen, wo die Besichtigung der Sprungschanze und des Skimuseums auf dem Programm standen. Zum Abschluss der Konferenz gab es noch ein gemeinsames Abendessen im Holmenkollen Restaurant, bei dem alle Teilnehmer*innen den Kongress gemütlich ausklingen ließen und seither auf ein Wiedersehen beim ISHPES-Kongress 2023 in Lausanne in der Schweiz hoffen. Bis Ende 2023 soll zudem eine Sonderausgabe des International Journal of the History of Sport mit ausgewählten Beiträgen des ISHPES-Kongresses 2022 erscheinen.
Verfasser: Andreas Brugger (Montafon/Österreich) und Andreas Praher (Salzburg/Österreich
Das Kulturgut Baden und Schwimmen in historischer Betrachtung
Rückblick: 10. Symposium der DAGS und 16. Irseer Sporthistorische Konferenz
Die Symposiumsteilnehmer bei der Klosterführung. Foto: H. Jatzke.
„Von der Schwimmkunst zum Badevergnügen und Schwimmsport“ lautete der Titel des 10. Symposiums der Deutschen Gesellschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V. (DAGS) und zugleich der 16. Irseer Sporthistorischen Konferenz. Die gut besuchte Tagung in der Schwabenakademie Irsee konnte nach längerer Coronapause vom 20. bis 22. Mai in Präsenz in der Schwabenakademie Irsee durchgeführt werden. Direktor Dr. Markwart Herzog und der DAGS-Vorsitzende Prof. Michael Krüger konnten neben zahlreichen Gästen fachkundige Referentinnen und Referenten aus den verschiedensten Fachrichtungen begrüßen. Während der Tagung fand auch die Mitgliederversammlung der DAGS statt, auf der wie berichtet der Vorstand der DAGS neu (wieder)gewählt wurde. Die langjährigen, verdienten DAGS-Vorstandsmitglieder Martina Behrendt aus Berlin (Sportmuseum Berlin), Gerlinde Rohr aus Leipzig (Sportmuseum Leipzig) und Stefan Grus aus Wiesbaden (Deutsches Schützenmuseum Coburg) wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt und im Rahmen der Irseer Tagung gewürdigt.
Die Tagung wurde vom Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS) und der Sektion Sportgeschichte in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) unterstützt. Im BFS sind neben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zahlreiche Verbände zusammengefasst, die sich dem Thema Schwimmen, Schwimmlehrwesen und Schwimmausbildung widmen und seit Jahren engagiert an der dringend gebotenen Verbesserung der Schwimmfähigkeit der Menschen, insbesondere der Kinder und Jugendlichen arbeiten. Ihre Unterstützung der Irseer Tagung zeigt, dass diese Vereine und Verbände über die aktuelle Thematik der Schwimmausbildung hinaus an der Geschichte und Kultur des Schwimmens und Badens insgesamt nicht nur interessiert, sondern sich auch bewusst sind, dass die Kulturgeschichte des Badens und Schwimmens wesentliche Einsichten zum besseren Verständnis dieses Teils unserer Kultur in unserer modernen Welt bietet. Dazu konnten sie sich von fachlich hoch kompetenten Referentinnen und Referenten aus den verschiedensten Bereichen inspirieren lassen, von der Alten Geschichte angefangen über die Badekultur im Römischen Reich, die ersten Schwimmlehrbücher im Mittelalter und der Renaissance, der Schwimmkultur der Neuzeit mit dem Bau von Bädern aller Art, bis zu den vielfältigen Aspekten der sportlichen Schwimmkultur der Gegenwart in Kunst, Literatur und Medien. Dabei wurden auch erstaunliche Geschichten erzählt, etwa über Eisschwimmerinnen und -schwimmer in Norwegen oder - last not least - die legendäre Ärmelkanal-Schwimmerin Gertrude Ederle.
Markwart Herzog hat auf H-Soz-Kult einen ausführlichen fachlichen Bericht über die Tagung geschrieben, der über diesen Link aufgerufen werden kann.
Die fachlichen und wissenschaftlichen Erträge der Tagung werden sowohl in einem Sonderband der Zeitschrift Stadion als auch in einem Berichtsband der DAGS im der Symposiumsreihe der DAGS im Arete-Verlag veröffentlicht. Erscheinungstermin wird 2023 sein.
Prof. Dr. Michael Krüger, Vorsitzender der DAGS
"Zutritt nur in Badekleidung." Zur Geschichte des Wassersports in Wetzlar
Sonderausstellung der Städtischen Museen Wetzlar
Abbildung aus: K. Hauer, F. Krause: Wetzlar erobert das nasse Element. Zur Entwicklung der Wassersportstätten in Wetzlar. Wetzlar 2022.
Die „Sportstadt“ Wetzlar hatte 2019 mit der Geschichte des Wetzlarer Stadions den Auftakt zu einer Folge von sportbezogenen Ausstellungen gegeben und dies nun mit einer Ausstellung „zur Geschichte des Wassersports in Wetzlar“ fortgesetzt. Der kulturellen Bedeutung des Themas für die Stadtentwicklung entsprechend sind die Veranstaltungen vom städtischen Kulturdezernat, dem Museum und historischen Archiv, dem Sportamt, dem Eigenbetrieb Bäder und den zahlreichen wassersporttreibenden Vereinen getragen. Damit kann gerade das Zusammenspiel der Entwicklung kommunaler Sportstätten und der Sportvereine umfassend nachvollzogen werden und die Ausstellung stellt zugleich ein Beispiel gelungener musealer Kooperation dar.
Thematisch beginnt die Präsentation mit den Flussbadeanstalten in der Lahn seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, dann dem ersten Volkshallenbad (1908) und auch dem Flussbad der Turner (1924) bis hin zum Neubau des Europabades (1973). Dabei wird durchgehend das Zusammenwirken von Breiten- und Leistungssport aufgezeigt, das sich eben auch in den bedarfsgerechten Sportstätten spiegelt. Besonders deutlich wird das neben dem Schwimmen in den Sportarten, wie dem Rudern, die auf dem Wasser der Lahn betrieben wurden und mit einigen international erfolgreichen Athleten, wie etwa dem Olympiasieger im Achter von Mexiko 1968, Jörg Siebert, Impulse für die städtische Sportentwicklung gegeben haben. Im profunden Begleitband zur Ausstellung kann im Detail nachgelesen werden, wie in diesen Jahren die Idee entstand, zwischen Gießen und Wetzlar eine künstliche Regattastrecke zu errichten, ein Vorhaben, das erst viele Jahre später aufgegeben wurde. Anschaulich wird gerade an diesen großen Projekten, wie das bundesdeutsche Leistungssportsystem neben all der Förderung im Bund und in den Ländern, besonders durch das Engagement auf kommunaler Ebene getragen wird.
Den Ausstellungsmachern ist es gelungen, die Vielfalt der Vereine, vom Kanu-Club Wetzlar 1957 zur DLRG-Ortsgruppe Wetzlar, der Schwimmabteilung im TV Wetzlar 1847 bis zum Ersten Wetzlarer Schwimmverein 1908, von der Rudergesellschaft Wetzlar 1880 bis zum Tauch-Club Wetzlar einzubinden, zahlreiche Objekte zusammenzutragen und damit auch ein Bewusstsein für die kulturhistorische Bedeutung von Turnen und Sport, und besonders dem Wassersport, für die Stadtentwicklung zu schaffen. Der Ausstellung ist nicht nur ein breites Publikum zu wünschen, sondern auch Nachahmer in anderen „Sportstädten“. Und gespannt sein kann man zu Recht auf weitere Einblicke in die Geschichte der „Sportstadt“ Wetzlar.
Quelle: Alexander Priebe
Zutritt nur in Badekleidung. Zur Geschichte des Wassersports in Wetzlar
Sonderausstellung der Städtischen Museen Wetzlar vom 3. April bis 18. September 2022 im Stadtmuseum Wetzlar. Stadtmuseum, Lottestrasse 8-10, 35578 Wetzlar
Michael Krüger als Vorsitzender der DAGS wiedergewählt
Rückblick auf die DAGS-Mitgliederversammlung, 20. Mai 2022 im Kloster Irsee)
v. l.: Markus Friedrich, Ulrich Schulze Forsthövel, Gerlinde Rohr und Michael Krüger. Foto: Erik Eggers.
Die 10. Mitgliederversammlung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V. (DAGS) hat den an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Arbeitsbereich Sportpädagogik und Sportgeschichte lehrenden und forschenden Sporthistoriker Prof. Dr. Michael Krüger für weitere vier Jahre zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Die Versammlung fand im Rahmen des 10. DAGS-Symposiums in der Schwabenakademie Irsee statt. Die Tagung, gleichzeitig 16. Irseer sporthistorische Konferenz, war dem Thema "Von der Schwimmkunst zum Badevergnügen und Schwimmsport" gewidmet. Sie war die erste in Deutschland überhaupt, die sich mit dem Kulturgut Baden und Schwimmen aus sporthistorischer Sicht befasste.
Neben Michael Krüger wurden die anderen Vorstandsmitglieder in ihrem Amt bestätigt. Einzige Ausnahme bildete die Wahl von Aiko Wulff, dem neuen Leiter des Sportmuseum Leipzig, der zum ersten Mal kandidierte und im DAGS-Vorstand die Nachfolge von Dr. Gerlinde Rohr, der früheren Leiterin des Museums, übernahm.
Michael Krüger berichtete der Versammlung unter anderem von den Bemühungen zu einer qualifizierten Archivberatung durch die DAGS bei Sportverbänden und anderen Sportorganisationen. Als Partner konnte die Archivschule Marburg gewonnen werden, die in ihre Ausbildung die Erschließung von Sportverbandsakten aufnehmen will. "Auch die ersten Gespräche mit dem Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) mit dem Ziel der Zusammenarbeit stimmen mich zuversichtlich, dass Aktenbestände aus dem Sport als wichtiges Kulturgut gesichert und für Forschungszwecke öffentlich zugänglich gemacht werden können", so Krüger.
Höhepunkt des nicht-parlamentarischen Teil der Mitgliederversammlung war die Ernennung von Martina Behrendt, Dr. Gerlinde Rohr und Stefan Grus, "die sich besondere Verdienste um die DAGS bzw. um die Erhaltung und öffentliche Nutzbarmachung von Kulturgut des Sports erworben haben" (Satzung der DAGS) zu Ehrenmitgliedern. Martina Behrendt, bis 2021 langjährige Leiterin des Sportmuseums Berlin, ist, wie auch Gerlinde Rohr und Stefan Grus, Gründungsmitglied der DAGS im Jahre 2003 und war seit Beginn bis 2018 Vorstandsmitglied. Gerlinde Rohr war vor und nach der Wiedervereinigung Leiterin des Sportmuseums Leipzig und Mitinitiatorin der 2019 eingeweihten Leipziger Sportroute. Sie gehörte dem Vorstand von 2004 - 2022 an. Stefan Grus, Leiter des Archivs und der Bibliothek des Deutschen Schützenbundes e.V. in Wiesbaden und des Deutschen Schützenmuseums in Coburg, wurde 2010 in den Vorstand gewählt leitete die DAGS von 2012 - 2018. Für die Laudationes von Michael Krüger und Dr. Andreas Höfer, dem Leiter des Deutschen Sport & Olympia Museums in Köln, bot die anschließende Tagung im Kloster Irsee einen würdigen Rahmen.
Quelle: DOSB-Presse
Festakt mit Preisverleihungen zum 40. Geburtstag in Hannover
Das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte wurde 40 Jahre alt
Das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte e.V. (NISH) ist im letzten Jahr 40 Jahre alt geworden. Wegen der Corona-Pandemie musste der Festakt verschoben werden und wurde jetzt in Räumlichkeiten des Landessportbundes (LSB) Niedersachsen in Hannover nachgeholt, wo sich auch die Geschäftsstelle des NISH nach dem Umzug vom Gründungsort Hoya (Landkreis Nienburg/Weser) im Jahre 2010 befindet.
Schon in seiner Begrüßung vor rund 60 geladenen Gästen machte Wilhelm Köster (Sulingen) als Vorsitzender des NISH deutlich, dass die mit der Gründung verbundenen Visionen umgesetzt wurden: „Wir sichten, sammeln, archivieren, beraten, forschen und publizieren zur Sport-geschichte in unserem Bundesland. Der gegenwärtige Bestand des NISH umfasst etwa 20.000 Bücher zur Sportgeschichte und weit über 100 Archivbestände, die vorwiegend Unterlagen von Vereinen, Verbänden, ehemaligen Sportlerinnen, Sportlern und Funktionsträgern sowie historische Spezialsammlungen zu Themen wie etwa Schwerathletik, Schach, Behindertensport oder Freikörperkultur beinhalten. Außerdem betreuen wir das Archiv des LSB Niedersachsen. Damit sind wir der Ansprechpartner für Sportvereine, Verbände, Schulen, Universitäten und Bildungseinrichtungen. Aber auch Medien oder Privatpersonen wenden sich zunehmend an uns“.
In seinem Grußwort bescheinigte Niedersachsens Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, dem NISH regionale wie nationale Anerkennung und verwies auf den „Modellcharakter des Instituts für die Bundesrepublik Deutschland. Auch vor dem Hintergrund der Bedeutung des Sports und seiner vielfältigen gesellschaftlichen Verpflichtungen ist es wichtig, die Sport-geschichte als Bestandteil allgemeiner historischer Entwicklungen stärker ins Bewusstsein zu rücken.“
In ihrem Festvortrag über „Das NISH und die Sportgeschichte“ spannte Prof. Dr. Swantje Scharenberg (Karlsruhe) einen weiten Bogen vom NISH als anerkannter Verein der nieder-sächsischen Sportgeschichte zur akademischen Disziplin der Sportgeschichte, die zwar einst zu den Gründungsdisziplinen der modernen Sportwissenschaft gehörte, aber seit etlichen Jahren an den Universitäten - nicht nur, aber auch im Bundesland Niedersachsen bzw. im gesamten norddeutschen Raum - in Lehre und Forschung nur noch arg defizitär ausgestattet ist.
Ein besonderer sporthistorischer Höhepunkt während des zweistündigen Festaktes war die Siegerehrung des Wettbewerbs des NISH unter dem Motto „Wir suchen die beste Jubiläums-schrift“, bei dem insgesamt 17 Sportvereine unter über 100 Einsendungen ausgezeichnet wurden. Die Laudationes wurden wechselweise vorgetragen vom Gründungsvater und langjährigen NISH-Vorsitzenden, dem Göttinger Sportwissenschaftler und ehemaligen Olympia-Teilnehmer, Prof. Dr. Arnd Krüger (Peine), und dem hauptamtlichen NISH-Geschäftsführer und wissenschaftlichen Leiter, Prof. Dr. Dr. Wedemeyer-Kolwe, die beide selbst auch der mehr-köpfigen Jury angehörten. Den ersten Preis erhielt der SV Bruchhausen-Vilsen von 1920 vor dem TSV Eintracht Braunschweig von 1895 auf Platz zwei. Danach wurden drei dritte Preise vergeben an: SV Obernkirchen, MTV Treubund Lüneburg und den Schüler-Ruder-Verband Niedersachsen.
In seinem Schlusswort gab der Vorstandsvorsitzende des LSB Niedersachsen, Reinhard Rawe, selbst biografische Einblicke über seine vielschichtigen Verbindungen zum NISH, die tatsächlich bis in die Gründerzeit in Hoya zurückreicht; er richtete zugleich auch den Blick nach vorn und bekräftigte: „Dieses einmalige Institut verdient weiterhin die volle Aufmerksamkeit für uns als Landessportbund“. Quasi als Geburtstagsgeschenk überbrachte Rawe die mit dem Ministerium erzielte Vereinbarung zur weiteren finanziellen Absicherung der vielfältigen Arbeiten des NISH im Rahmen der landeseigenen Finanzhilfe.
Quelle: DOSB-Presse
Tagung des Willibald-Gebhardt-Instituts (WGI) am 11. Juli 2022
Thema: "Olympischer Sport in der Tradition der Antike"
Ratgeber zur Sportgeschichte für Vereine und Verbände
1996 erschien die erste Auflage des Ratgebers. Vorlage: IfSG.
Dieser vollständig neu bearbeitete und erweiterte Leitfaden für Vereins- und Verbandsarchive, Festschriften und Jubiläumsausstellungen wurde vom Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. (IfSG) in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg weiterentwickelt. Er ist eine praxisnahe Anleitung für den Umgang mit der eigenen Vereins- und Verbandsgeschichte.
Die Inhalte dieses Ratgebers sind nicht nur den Belangen und Problemen von Sportorganisationen angepasst, sondern auch auf jeden anderen Verein und Verband anwendbar. Dabei gehen die Autoren auf die Schriftgutaufbewahrung, die Schutzverpackung für Kulturgut und die digitale Archivierung gleichermaßen ein wie auf die Erarbeitung von
Festschriften, Chroniken und Ausstellungen. Ergänzend werden Rechtsfragen und die Druckvorstufe von Publikationen behandelt.
104 Seiten mit zahlreichen Farb- und s/w-Abbildungen, geb.
ISBN 978-3-948968-89-2
Schutzgebühr € 8.- (zzgl. € 2.- Versandkosten)